Donnerstag, 17. Oktober 2019

17. Oktober 2019

Klimakrise:

Zwei Artikel in der heutigen Westfalenpost veranlassen mich zu einem Faktencheck.

Förster Nikodem aus Balve beklagt die Dürre der Waldböden. Er meint, der Regen der letzten Wochen habe keine Entlastung für den Wald gebracht und noch überhaupt keinen Einfluss auf das Borkenkäfergeschehen gehabt.

Nach den deutlich zu trockenen Sommermonaten hat es im September und bisherigen Oktober in Menden 125 mm geregnet. Das sind 125 Liter Wasser auf jeden Quadratmeter. Und das ist eine ganze Menge. Da in den Flüssen und Talsperren wenig davon angekommen ist, haben die Böden das meiste aufgenommen. Die obere Bodenschicht ist also ziemlich gesättigt. Dazu die folgende Grafik des Deutschen Wetterdienstes für die Station Arnsberg-Neheim:


Interessant ist vor allem der untere Teil. Hier wird die für Pflanzen nutzbare Wasserkapazität des Bodens bis zu einer Tiefe von 60 cm dargestellt. Vor allem die Niederschläge der letzten Tage haben den Boden bis zu einer Tiefe von 25 cm relativ feucht gemacht. Als trocken gelten Böden bei einer Kapazität von unter 50 %. Dann bekommen Pflanzen Trockenstress und beginnen zu welken. Eine solche Trockenheit hatten wir bis zum 10.10. in einer Schicht um die 40 cm Tiefe.

Die dritte Abbildung in diesem Zusammenhang zeigt den aktuellen Dürremonitor, auf den sich auch Förster Nikodem bezieht (übernächste Abbildung). Dieser Monitor sagt nichts über eine wirkliche Dürre, sondern vergleicht aufgrund der gefallenen Niederschläge die Feuchtigkeit mit dem Mittelwert des Zeitraums 1951 bis 2015.
Der Oberboden ist danach bei uns kaum trockener als in diesem Mittelwert. Bis 1,8 Meter Tiefe befinden wir uns aber noch immer in einer "extremen Dürre". Auf der Webseite des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung, die diesen Monitor herausgibt, kann man die letzte Zeit in einem Zeitraffer beobachten und feststellen, dass die Dürre auch in dieser Tiefe zurückgeht.
Interessant ist, dass ausgerechnet NRW, eine Landschaft, die üblicherweise nicht an Regenmangel leidet, zu den trockensten Gegenden Deutschlands gehört.

Ich habe mich allerdings gefragt, ob die als Flachwurzler bekannte Fichte mit ihrem Hauptwurzelwerk überhaupt in Tiefen vordringt, die so trocken sind, dass man auch jetzt im Oktober noch von Dürre sprechen kann, also tiefer als 60 cm. Die Bayerische Landesanstalt für Land- und Forstwirtschaft hat nach den beiden Orkanen Vivien und Wiebke ca. 5200 gefallene Bäume untersucht, u.a. auf ihren Wurzelhorizont. Sie hat in ihrem Internetauftritt folgende Grafik veröffentlicht:


Der Hauptwurzelhorizont, in dem die Fichte Wasser aufnimmt, liegt danach zwischen 20 und 60 cm. Einzelne sog. Senker reichen bis etwa 100 cm, wenn es dort nicht zu feucht ist (z.B. bei anstehendem Grundwasser).
Für die Fichten muss es also nicht den ganzen Winter schneien oder regnen. Das wäre ja auch für uns Menschen ziemlich schrecklich.



Das Interview mit Fritz Vahrenholt "Hört auf, den Kindern Angst zu machen" im Hauptteil der Westfalenpost nehme ich der WP übel. Zunächst ein Faktencheck zum letzten Satz des Interviews: "Immerhin geht die Temperatur seit 2016 zurück".

Es ist richtig. Die globale Temperatur hat nach einem schnellen Anstieg in den Vorjahren einen Knick nach unten gemacht. Das ist eine gute Nachricht. Vermutlich haben wir es aber mit einem Ausreißer zu tun. Trotz allem war 2018 global das viertwärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn 1850.

In Deutschland sieht es etwas anders aus. Hier war 2018 das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn.

So viel zu den Fakten. Es gibt überhaupt keinen Grund, an den Aussagen von ca. 99 % aller Klimaforscher zur Klimakrise zu zweifeln. Die tatsächlichen Ereignisse in den letzten Jahren bei Auftauen des Permafrosts in den Bergen und in der Tundra, der zuletzt deutlich stärkere Meeresspiegelanstieg als prognostiziert und die zusätzlichen Gefahren durch das immer wärmere Meerwasser sind nur einige Parameter.
Herr Vahrenholt gilt seit vielen Jahren als "Klimaleugner". Seine Thesen wurden von den Klimawissenschaftlern immer wieder regelrecht auseinandergenommen. Viele Details sind auf der Wikipedia-Seite mit seinem Namen  nachzulesen. Von den 500 "Wissenschaftlern", die mit ihm gemeinsam gegen den "Klimaalarm" auftreten, sind nur 10 Klimawissenschaftler. 

Ich gehöre sicher nicht zu den Panikmachern. Wir haben allerdings mindestens dreißig Jahre zu wenig getan, um die schädlichen Klimagase zu reduzieren. So lange liegen die Fakten eigentlich auf dem Tisch. Ich glaube aber auch, dass es falsch ist, Maßnahmen jetzt über das Knie zu brechen. Fast alle Verantwortlichen haben den Ernst der Lage erkannt. Das Bewusstsein bei den Bürgern ist geschärft. Die meisten Menschen machen sich Gedanken, wie sie ihre CO2-Bilanz verbessern können. Dass CO2 einen Preis bekommt, ist selbstverständlich richtig. Die Menschen nicht zu überfordern, sicherlich auch. 
Ich kann die Kritik an der Bundesregierung für ihr zögerliches Klimapaket verstehen. Vermutlich schaffen wir damit die Klimaziele nicht so schnell wie angedacht. Ich kann aber auch die Bundesregierung verstehen. Die Bundeskanzlerin hat Recht: Die Bürger müssen mitgenommen werden. 

Schon immer ärgern mich die in der WP veröffentlichten Leserbriefe von absoluten Banausen, die behaupten, das Klima habe sich schon immer verändert (was natürlich stimmt) und das Gerede von der menschengemachten Klimakrise sei Panikmache (was, wie eigentlich jeder weiß, nicht stimmt). Das heute veröffentlichte Interview mit Fritz Vahrenholt ist aber fast unerträglich, weil es völlig unkommentiert bleibt und nirgends deutlich gemacht wird, dass V. ein absoluter Außenseiter ist, seine Thesen aber bei den vielen Ignoranten dieses großen Menschheitsproblems auf fruchtbaren Boden fallen.



Menden heute:

An einer wellenden Frontengirlande des Tiefs westlich Irlands bildete sich ein Regengebiet, das von Südwest nach Nordost über Deutschland zog und immer noch zieht. Es hat in vielen Teilen NRWs einigen Regen fallen lassen. Uns hat es nur gestreift, und wir sind mal wieder ohne Regen geblieben. Die 0,2 mm sind heute Nacht gefallen. Jetzt liegt das Regengebiet schon über Ostdeutschland.
Einige Regensummen bis heute 20:00 Uhr:

Duisburg: 14,0 mm
Meinerzhagen: 13,8 mm
Wuppertal: 13,0 mm
Essen: 10,9 mm
Lüdenscheid: 5,6 mm
Werl und Menden: 0,2 mm
Hemer: 0,1 mm
Neheim: 0 mm

Tageshöchsttemperatur: 16,3 °
Tagestiefsttemperatur: 13,4 °
Tagesmitteltemperatur: 14,6 °
Sonnenscheindauer: 0:44 Stunden
Regen: 0,2 mm


Entwicklung:

Freitag rückt uns das Tief etwas näher. Sein Kern liegt dann über England. So ist es wechselnd, meist stark bewölkt und es können einzelne schwache Schauer fallen. Gegen Mittag zieht ein Trog mit vermutlich kräftigeren Schauern über Menden hinweg. Nach dessen Durchzug reißt die Bewölkung zeitweise auf und es bleibt trocken. Nachts 11 °, am Tag 15 °.

Samstag zieht das Tief zur Nordsee. Es fließt ziemlich feuchte Luft ins Sauerland. Da wir uns weiterhin auf der Vorderseite des umfangreichen Höhentroges über Westeuropa befinden, wird es nicht kalt. Die zu erwartenden Regenmengen werden derart unterschiedlich errechnet, dass ich mich zurückhalte. Immerhin ist Mendener Herbst. Die optimistische Variante: kaum Regen. Nachts 9 °, am Tag 16 °. Der Südwind ist zeitweise spürbar, hält sich aber in Grenzen.

Sonntag reicht eine Tiefdruckrinne vom Nordmeer bis nach Nordafrika. Bei einer derartigen Lage müssen wir ständig, vor allem nachmittags, mit Schauern rechnen. Dazwischen kann dann auch mal die Sonne scheinen. Mit 9 ° nachts und 14 ° nachmittags wird es eher kühl. Nicht so toll für den Mendener Herbst. 

Montag verstärkt sich von Westen ein Hochdruckgebiet. Vormittags ist der Regen vorbei und es lockert mehr und mehr auf. Nachts 10 °, nachmittags 15 °.


Glaskugelbereich: Dienstag und Mittwoch ist es unter Hochdruckeinfluss ziemlich freundlich mit Aufheiterungen und trocken. Dienstag 15 °, Mittwoch 19 °.















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