Freitag, 19. Februar 2021

19. Februar 2021

 Kälteperiode im Klimawandel

Wie passt das zusammen: Langjährige deutliche Temperaturzunahme vor allem im Winter und dann ein solcher Kälteeinbruch wie letzte Woche mit Temperaturen deutschlandweit im Bereich langjähriger Rekordwerte?

Experten berichten seit einigen Jahren darüber, dass wir trotz weiter steigender Durchschnittstemperaturen im Winter häufiger mit Kälteperioden und arktischen Temperaturen rechnen müssen. Auslöser soll das viel zu warme Polarmeer sein. Seine Wärmeflüsse gelangen unter bestimmten Bedingungen bis in die Stratosphäre, also in eine Höhe, die für unser Wetter eigentlich keine große Rolle spielt (höher als 10 km). In der Stratosphäre bildet sich im Winter der sogenannte Polarwirbel. West-Ost-gerichteter Starkwind umkreist den Nordpol. Er zäunt die eisige Polarluft geradezu ein und verhindert ein Ausbrechen von Kaltluft nach Süden und auch in die wetterrelevante Troposphäre (Boden bis etwa 10 km Höhe).

Dieser Polarwirbel wird durch in die Stratosphäre einströmende Warmluft gestört. Eine markante Temperaturerhöhung in der vor allem oberen Stratosphäre kann dazu führen, dass sich der Westwind um den Polarwirbel abschwächt, dass er Dellen bekommt, die nach Süden ausbeulen. Diese Dellen sind in den letzten Jahren mehrfach auf dem amerikanischen Kontinent vorgekommen (mehrere Kälteeinbrüche bis nach Texas). Aber auch Eurasien, also vor allem Sibirien war und ist betroffen. 

Es kommt vor, dass durch die Erwärmung der Stratosphäre sich das Westwindband um den Polarwirbel abschwächt, sogar umkehrt auf Ost. Diese Umkehr dringt in die Troposphäre durch und führt statt des in Europa im Winter vorherrschen Westwetters zur östlichen Strömung, mit der Kaltluft herangeführt wird.  

In diesem Winter haben wir es mit einem sehr instabilen Polarwirbel zu tun. Unsere Kältewoche wurde in der meteorologischen Literatur schon Wochen vorher thematisiert. Während wir jetzt den Vorfrühling erwarten, befindet sich das sehr weit im Süden gelegene Texas noch immer im Kältemodus. Dallas, auf dem gleichen Breitengrad wie Madeira gelegen, erwartet heute Nacht wieder -8 °.

Fazit: Die Wahrscheinlichkeit heftiger Kälteeinbrüche im mitteleuropäischen Winter wird im Klimawandel nicht geringer, sondern höher. Wir sollten die Schlitten gut verwahren. Die Städte sollten sich ein weiteres Abrüsten ihrer Winterdienstkapazitäten sehr gut überlegen. 


Menden heute: 

Ein von Südosten bis zu uns reichender Hochkeil bestimmte das Wetter. Vor allem heute Vormittag war es sonnig, sogar wolkenlos. Ab 14 Uhr kamen, ausgehend von einer über Westeuropa nach Nordosten ziehenden Warmfront, Wolkenfelder an den Himmel. Der östliche Wind lebte hin und wieder etwas auf. 

Tageshöchsttemperatur: 10,9 °

Tagestiefsttemperatur: 3,3 °

Tagesmitteltemperatur: 6,9 °

Sonnenscheindauer: 7:55 Stunden

Regen: 0 mm


Entwicklung: 

Samstag: Östlich eines riesigen atlantischen Tiefdrucktrogs kommt von Süden in breitem Strom Warmluft zu uns. Es ist heiter bis wolkig und trocken. Nachts 6 °, nachmittags 17 °. mäßiger bis frischer, gelegentlich böiger Südwind.

Sonntag: An der Wetterlage ändert sich wenig. Allerdings lässt der Luftdruckgradient etwas nach, so dass der Wind nicht mehr so präsent ist. Es ist heiter, zeitweise wolkenlos und trocken. Nachts 7 °, nachmittags 18 °.

Montag verstärkt sich das Hoch noch etwas. Wieder ist es meist heiter und trocken. Der Wind lässt weiter nach. Nachts kühlt es bei nur schwachem Wind und klarem Himmel auf 3 ° ab. Nachmittags ist es mit 19-20 ° ungewöhnlich warm.

Dienstag hält das Hoch weiterhin durch. Es ist etwas wolkiger und nicht mehr ganz so warm. Nachts 6 °, nachmittags 18-19 °. Regen ist weiterhin so gut wie ausgeschlossen. 


Glaskugelbereich: 

Mittwoch und Donnerstag bilden den Höhepunkt und Abschluss der außergewöhnlichen Februarwärme. Es ist nachts 5-6 °. Nachmittags kann es 20 ° warm werden, vielleicht sogar 21 °. 

Freitag verändert das Hoch seine Lage. Die Luft kommt nicht mehr aus Süd, sondern aus West bis Nordwest. Es wird deutlich kühler.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen