Mittwoch, 17. April 2024

16. April 2024

 Golfstrom:

Klimawandel oder Klimakrise sind tägliches Diskussionsfeld auf allen Ebenen, vom privaten Gespräch bis zur UNO-Vollversammlung. Die Themen sind auch ziemlich simpel: Es geht um die Vermeidung von CO2- und Methanemissionen und um die Stärkung von CO2-Senken. Also Reduktion von fossilen Brennstoffen auf der einen und Schutz und Aufbau von Wäldern, Mooren etc. auf der anderen Seite. Neuerdings werden auch technische Lösungen zur Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre diskutiert.

Anders sieht das aus, wenn wir über die Entwicklung der Atlantischen meridionalen Umwälzzirkulation (AMOC) sprechen. Hier ist nichts simpel. Die Komplexität und Unsicherheit ist groß. Von der AMOC ist der Golfstrom nur der Teil, der uns am stärksten betrifft. Bilder durch Anklicken vergrößern.


Die von Nord nach Süd und von Süd nach Nord (meridional) gerichtete Strömung transportiert warmes Oberflächenwasser von Süden nach Norden. Es erwärmt sich besonders stark im Golf von Mexiko, fließt dann entlang der US-Küste nach Nordwesten und erwärmt Europa und das Nordmeer. Es bewegt Wärme von etwa dem 50-fachen des Energieverbrauchs der gesamten Menschheit und macht die nordatlantische Region sehr viel wärmer als andere Regionen gleicher Breitengrade. New York liegt auf dem gleichen Breitengrad wie Neapel..
Der warme Strom kühlt sich im Polargebiet dann sehr zügig ab. Das kalte Wasser wird immer dichter und fällt in immensen Kaskaden bis in eine Tiefe von 2000-3000 m hinunter. Jetzt findet der Ausgleich statt. Als kalte Tiefenströmung fließt er den gesamten Atlantik "hinunter" nach Süden. Diese atlantische Zirkulation ist Teil der weltumspannenden Meeresströmungen.
Ein zweiter Faktor für das Absinken des Wassers in den nördlichen Breiten ist der Salzgehalt. Je salziger das Wasser ist, umso dichter ist es. Wegen der hohen Verdunstungsrate im Golf von Mexiko ist das nach Norden geführte Wasser sehr salzig. Kaltes und salziges Wasser sind also prädestiniert, um abzusinken. Unsere Umwälzzirkulation wird daher auch "thermohaline Zirkulation" genannt, also von Temperatur (thermo) und Salz (halin) abhängig.

Soviel zum Prinzip der AMOC und damit des Golfstroms.

Stefan Rahmstorf, Professor an der Uni Potsdam und einer der bekanntesten deutschen Klimaforscher am Potsdaminstitut für Klimafolgenforschung, hat am 10. April, also vor knapp einer Woche, einen Aufsatz mit dem Titel "Nähert sich die atlantische Umwälzzirkulation einem Kipppunkt?" veröffentlicht.
Die folgenden Informationen stammen aus diesem Aufsatz. Er fasst den derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnisstand zusammen.

Hier wesentliche Fakten und Thesen:

  • In den letzten 100.000 Jahren ist die AMOC vielfach aus- und wieder eingeschaltet worden. Auslöser waren oft massive Eismassen, die ins Meer geflossen sind. Deren Süßwasser hat die Wasserdichte plötzlich so verändert, dass der Absinkprozess zum Erliegen kam. Die Klimaveränderungen nicht nur in Europa waren jeweils dramatisch.
  • Verlässliche AMOC-Daten reichen erst wenige Jahrzehnte zurück. Kontinuierliche Messungen des Strömungsverhaltens und des Salzgehaltes gibt es erst seit 2004.
  • Ein wichtiger Beweis für eine Abschwächung der Zirkulation ist ein "kalter Fleck" auf allen Karten der Meerestemperatur. Diesen kalten Fleck sehen wir auf der obigen Abbildung 1 als blaue Fläche. Hier folgt die Temperaturzunahme nicht der Klimaänderung. Die Oberflächentemperatur bleibt zurück. Das wird von den Forschern als Beleg für eine Verlangsamung des Wärmetransports nach Norden angesehen. Ansonsten hätten sich die Oberflächentemperaturen gleichmäßig erhöhen müssen. Interessant ist die Feststellung im Artikel, dass dieser kalte Fleck die Luftströmungen (Jetstream) derart beeinflusst, dass der Zustrom von Warmluft aus Süden nach Europa begünstigt wird. Hitzewellen in Europa nehmen drei-bis viermal schneller zu als in anderen Regionen der nördlichen Hemisphäre.
  • In der Straße von Florida wurde in den letzten Jahrzehnten eine deutliche Abschwächung des Golfstroms beobachtet
  • Der Salzgehalt im subpolaren Nordatlantik nimmt durch erhöhten Süßwassereintrag durch Abschmelzen des Grönlandeises und vieler Gletscher, durch zunehmende Regenfälle und durch den sich abschwächenden Salztransport wegen des AMOC-Rückgangs ab. Dieser Prozess ist selbstverstärkend.
  • Die derzeitige Strömungsabnahme der AMOC wird mit 13 bis 15 % angenommen. 
  • Der IPCC-Bericht (Weltklimarat) von 2021 errechnet je nach Reduzierung der CO2-Emissionen Strömungsrückgänge bis zum Jahr 2100 von 4 % bis 55 %. Der Bericht warnt allerdings, dass ein Kollaps des AMOC durch einen unerwarteten Schmelzwasserzufluss des grönländischen Eisschildes ausgelöst werden könnte. So hat das IPCC auch nur "mittleres Vertrauen", dass in diesem Jahrhundert diese planetarische Katastrophe nicht eintreten wird.
  • Die neuesten Forschungsergebnisse sehen die Sache noch deutlich pessimistischer. Sie sehen die AMOC auf Kippkurs oder "vor einem Zusammenbruch". Wobei niemand einen halbwegs konkreten Zeitpunkt für diese Situation angibt. 


So sähe die Erdtemperatur ohne die Atlantische Meridionale Umwälzzirkulation (AMOC) aus. Die Südhalbkugel wäre etwas wärmer. Die Nordhalbkugel etwas kälter. Der Bereich nördlich der Alpen, vor allem aber Nordeuropa, wären bis zu 15 ° kälter und teilweise nicht bewohnbar. Besonders betroffen wären auch Irland und das restliche Großbritannien.





 Menden heute:

Der Trog des Ostseetiefs versorgte uns den ganzen Tag mit Aprilwetter. Vormittags war es regnerisch und windig. Nachmittags blieb es weitgehend trocken und der Wind ließ nach. Interessant: Die stärkste Bö heute Mittag war kräftiger als die Böen beim Durchzug der Kaltfront gestern Abend. Bei einem kräftigen Schauer gegen 11 Uhr ging die Temperatur mit 3,6 ° regelrecht in den Keller. Gegen Mitternacht gab es noch kurze Schauer. Dann klarte es auf.

Tageshöchsttemperatur: 8,5 ° (am Niederrhein wurden meist Temperaturen um 13 ° gemessen)

Tagetiefsttemperatur: 3,6 °

Tagesmitteltemperatur: 6,1 ° (kälter war es zuletzt am 24. März)

Sonnenscheindauer: 1:10 Stunden

Regen: 7,4 mm

Stärkste Windböe: 52 km/h (7 Bft)


Entwicklung:

Mittwoch kommen wir auf die Rückseite einer Tiefdruckrinne, die sich von der nördlichen Ostsee bis nach Norditalien erstreckt. An der Westseite der Tiefdruckrinne fließt in Staffeln polare Meeresluft mit Schauern ins Sauerland. Wie oft uns die Schauer treffen, ist nicht vorherzusagen. Hin und wieder kann kurz die Sonne durch die ansonsten dicken Wolken lugen. Nachts 5 °, nachmittags 10 °. Mäßiger West- bis Nordwestwind.

Donnerstag beruhigt sich das Wetter unter einem Zwischenhochkeil. Vor allem nachmittags scheint zeitweise die Sonne. Regen ist tagsüber nicht mehr zu erwarten. Nachts 6 °, nachmittags 12 °. Meist schwacher westlicher Wind.

Freitag: Westlich von Irland hat sich ein Hoch eingenistet. Atlantische Tiefs müssen nördlich an dem Hoch vorbeiziehen und kommen dann aus nördlichen Richtungen - angefüllt mit feuchter Polarluft - zu uns. Vormittags zieht ein Tief vom Nordmeer kommend nach Dänemark und später weiter zur Ostsee. Seine Fronten und Tröge überqueren uns vom frühen Morgen bis zum frühen Abend mit Regen und Schauern. Es kommt erneut einiges an Niederschlägen vom Himmel. Nachts 5 °, nachmittags 10 °.

Samstag zieht das Hoch nach Irland. Wir kommen ein wenig in seinen Einflussbereich. Hin und wieder kommt die Sonne zum Vorschein. Meist ist es aber stärker bewölkt und vor allem am Abend können schwache Schauer fallen. Nachts 5 °, nachmittags 10 °. Meist schwacher, gelegentlich mäßiger Nordwind.


Glaskugelbereich: 

Sonntag verlagert das Hoch langsam seinen Schwerpunkt nach Skandinavien. Von Nordosten fließt unterschiedlich feuchte Luft zu uns. Es ist wechselnd bewölkt. Hin und wieder kann es leichte Schauer geben. Nachts 3 °, nachmittags 10 °. Montag bleibt das Hoch über Skandinavien erhalten. Die nordöstliche Strömung wird langsam trockener. Vor allem nachmittags sollte die Sonne scheinen. Allerdings ist die Ostluft auch nicht wärmer. Nachts 4 °, nachmittags 10 °.



Trend:

Die kühle und niederschlagsarme Phase dauert noch an. In den letzten Apriltagen nähern sich die Temperaturen wieder den Normalwerten.




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