Donnerstag, 13. November 2014

13. November 2014

Heute:

Wir liegen weiterhin auf der Vorderseite eines westeuropäischen Tiefdruckkomplexes in einer Südanströmung. Im Lee des Sauerlandes ist es wechselnd wolkig mit längeren Aufheiterungen und recht warm. Um 12:00 Uhr 11,4° bei aufgelockerter Bewölkung.

Entwicklung:

Wir bleiben weiterhin auf der Vorderseite des Tiefs. Allerdings greift am Samstag wieder ein schwacher Ausläufer auf unser Wetter über. Z.Z. sieht es so aus, als ob wir erst nachmittags oder am frühen Abend Regen bekommen. Der Sonntag könnte eher verregnet sein.


Am Samstag um 12 Uhr eröffnen die Bürgermeister von Menden und Hemer den Radweg vom Hemeraner Omnibusbahnhof zum Schattweg in Menden auf der seit 1989 nicht mehr für regelmäßigen Bahnverkehr genutzten Eisenbahntrasse.

Das Wetter bei der Eröffnung des Radweges: 

Am Samstagvormittag sollte das Wetter noch halten. Es wird zwar bewölkt sein. Der Wind kommt relativ schwach aus Südost. Die Temperatur liegt bei 10 Grad. Also ganz gutes Radfahrwetter. Nachmittags zieht dann das Gebiet mit etwas Regen zu uns herein. Bis dahin sollten alle wieder zu Hause sein. Leider ist die Zuggeschwindigkeit des Regengebietes noch etwas unsicher. Deshalb Morgen eine Aktualisierung.

Viele Hundert Radfahrer, Inlineskater und Fußgänger haben den Weg in den letzten Wochen schon benutzt. Tausende werden es in den nächsten Jahren sein. Nicht nur Freizeitradfahrer werden ihn nutzen, sondern auch viele Arbeitnehmer, deren Firmen unmittelbar an den Weg angrenzen. Manches Auto wird bei entsprechendem Wetter zu Hause bleiben können. Ich habe viele Jahre mit den wechselnden Überlegungen für die Zukunft dieses Verbindungsstücks zwischen Hemer und Menden zu tun gehabt. Herzlichen Glückwunsch an alle, die die Planungen nun realisiert haben.

Bevor mir noch mehr Details entfallen, aus dem Gedächtnis ein Tagebucheintrag:

Peter Schaaf, langjähriger Leiter des Mendener Tiefbauamtes, ist Vater vieler Mendener Radwege, vor allem an den Durchgangsstrecken. Er kannte sich aus und wusste, wie dick die Bretter waren, die für ein funktionales Radwegenetz in Menden gebohrt werden mussten und müssen. Sein teures Fahrrad nahm er mit ins Büro.
Peter Schaaf war es, der als Verantwortlicher für den Wasserverband Oese zu mir nach Hemer ins Rathaus kam und einen Radweg von Menden nach Hemer entlang der Oese vorschlug. Diesen Radweg wollte er auch als Unterhaltungsweg für die Oese in Menden nutzen.
Der Vorschlag stieß in Hemer auf offene Ohren und schon nach einigen Wochen gab es erste Skizzen, die mit der Stadt Menden erörtert wurden. Die Ernüchterung folgte relativ schnell: Für den Radweg entlang der Oese mussten Abstände vom Fluss eingehalten werden, die zu erheblichem Grunderwerb geführt hätten. Teilweise hätte er über Firmengelände geführt werden müssen. Erfahrungsgemäß kaum machbar. Und dann war da noch die Edelburg, die keinen Radweg in ihrem Park wollte. Das Projekt wurde einvernehmlich aufgegeben.
Alternativen waren nicht leicht zu finden. Die Bahnstrecke spielte in unseren Überlegungen zunächst keine Rolle. Der gemeinsame Verkehrsentwicklungsplan der Städte Iserlohn, Hemer und Menden hatte die Reaktivierung ins Spiel gebracht. Alle Nutzen-Kosten-Überlegungen und viele Gespräche mit den Veranwortlichen bei Bahn und Zweckverband gaben einer Reaktivierung der Bahnstrecke aber kaum eine Zukunft. Iserlohn hat dann Fakten geschaffen und die Bahntrasse in Fuß- und Radwege umgewandelt.
So stellten sich die beiden Städte Hemer und Menden der Bahnfrage neu. Die Trasse sollte gesichert werden. Sie sollte aber auch genutzt werden: als Radweg. Entsprechende Bauleitpläne wurden in Menden und Hemer verabschiedet. Der Bund sollte den Bau als Bundesstraßen begleitender Radweg finanzieren.
Durch den Orkan Kyrill und das Projekt Landesgartenschau wurden die Karten völlig neu gemischt. Die Stadt Hemer wollte den Waldbauern helfen, ihre großen Holzmengen per Bahn in alle Richtungen zu verfrachten. Dazu wurde sie ein Bahnbetriebsunternehmen. Die Holztransporte gaben allerdings der ohnehin schon maroden Substanz des Schienenstrangs nach Menden den Rest. Nur mit Bauchschmerzen konnten die letzten Transporte abgewickelt werden.
Allerdings hatte einer der Lokführer die Strecke in sein Herz geschlossen. Wie konnte es sein, dass auf einer solchen Trasse keine Bahn mehr rollen sollte? Er arbeitete für das Bonner Bahnunternehmen RSE, das durch die erfolgreiche Klage gegen eine Streckenstillegung und deren anschließenden Weiterbetrieb (Wiehltalbahn) bekannt geworden war. Diese RSE drohte über ihren sehr kundigen Rechtsanwalt Klage gegen die Stillegung der Strecke Hemer-Menden an. Ein solches Verfahren hätte Jahre gedauert.
Die folgenden Monate im Winter 2008/2009  waren hektisch. Wir standen mitten in den Arbeiten für die Landesgartenschau 2010. Ein Teil der Bahnstrecke wurde alternativlos für die Zuwegung zur Gartenschau aus der Stadt benötigt. Hier gab es noch die alte Schranke und die ehemalige Panzerverladeanlage der Bundeswehr. Die Planungen für völlig neue Straßen und Straßenführungen waren weitgehend abgeschlossen. Sie betrafen auch Bahnflächen.
Der Radweg trat in den Hintergrund. Wenn die RSE die Strecke betreiben wollte, super. Aber die Bahnbrache als Zäsur zwischen Innenstadt und Gartenschau musste verschwinden. Die neue Straßenführung musste dringend gebaut werden. Um einigermaßen sicher zu sein, dass das klappte und nicht ständig mit der Bahn verhandeln zu müssen, blieb nichts anderes übrig, als die gesamte Bahntrasse bis Menden und das Bahnhofsgelände in Hemer zu erwerben. Diese Ausgabe war alles andere als geplant. Der Termin der Gartenschau kam aber unaufhaltsam näher. Der Radweg zur Gartenschau war kein Thema mehr. Die RSE versprach Zugverkehr zur LGS. Die Reaktivierung der Bahn kam wieder ins Gespräch. Der Förderverein Oesetalbahn gründete sich. Die Mendener Grünen, die von vornherein gegen einen Radweg auf der Bahntrasse votiert  und sich ganz dem Bahnverkehr auf dieser Strecke verschrieben hatten, waren öffentlich stets präsente Unterstützer.
Es gab nur geringen Zugverkehr zur LGS. Die Strecke war kaum noch befahrbar. Die RSE gab ihr Interesse bald auf. Sie hatte es immerhin geschafft, einen durchgehenden Radweg von Fröndenberg nach Hemer zur Landesgartenschau zu verhindern. Und sie hatte gemeinsam mit den Mendener Grünen einen Keil zwischen Hemer und Menden geschoben. Während in Hemer Rat und Bürgermeister Esken einhellig für eine rasche Nutzung des Trassenbandes nach Menden durch einen Radweg eintraten und daran intensiv arbeiteten, hatten sich in Menden die Grünen eine gewisse Hoheit der veröffentlichten Meinung erarbeitet. Wer in Menden Zeitung  las und liest, könnte annehmen, die Mendener warteten auf nichts sehnlicher, als mit dem Zug nach Hemer fahren zu können oder den Hemeranern eine schnelle Zugfahrt nach Dortmund zu ermöglichen.
Und dann ist da noch die Potenzialanalyse mit späterer Nutzen-Kosten-Berechnung. Sie soll belegen, dass der Schienenverkehr zwischen Hemer und Menden/Dortmund lohnend ist. Sollte die Strecke tatsächlich das erforderliche Potenzial haben, dann wird es viele, viele Jahre dauern, bis sie finanziert werden kann. Der jetzige Radweg wird die Realisierung nur geringfügig verteuern. Er sichert aber die Möglichkeit, jemals wieder Schienenverkehr zu bekommen. Falls das einmal der Fall sein sollte, wird es notwendig werden, dem Radweg eine andere Trasse zu geben. Bis dahin werden aber Abertausende Menschen den jetzigen Weg benutzt haben. Wie ich im Augenblick beobachte, mit großer Freude. Morgen fahre ich nach Hemer zur Stadtbücherei. In alter Verbundenheit. Erstmals mit dem Fahrrad.

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