Samstag, 17. Juli 2021

16. Juli 2021

 Hochwasserkatastrophe:

Tief BERND hat vermutlich die größte Naturkatastrophe in Deutschland seit Menschengedenken ausgelöst. Die Zerstörungen und die Zahl der Toten sind unwirklich. Es gibt heute so viel dramatisches Videomaterial, dass der Magen verkrampft. Die Gewalt des Wassers hat Dimensionen, die bisher nur aus Hollywood-Filmen bekannt waren.

Die Schäden sind gigantisch. Einiges werden Versicherungen zahlen, das meiste nicht. Nach Corona hat der Staat, haben die Kommunen eine zweite Mammutaufgabe zu stemmen. Ohne deren großes finanzielles Engagement, das wieder nur in Milliarden Euro auszudrücken ist, werden nicht nur die öffentliche Infrastruktur, sondern auch Abrisse, Neubauten und Renovierungen von Privatgebäuden nicht in Gang kommen.

Ich habe zwei dramatische Hochwasserereignisse in Hemer miterlebt. Stadt und Straßen waren überflutet, Keller vollgelaufen. Auch BERND hat Hemer wieder stark getroffen. Wieder war die Innenstadt überschwemmt. Auch Menden hat etwas abbekommen. Die Bieber, größere Bäche und die Hönne konnten der Regenmengen und des aus Balve und Hemer zufließenden Wassers nicht Herr werden. Aber die Bilder aus Altena, aus Hagen und insbesondere aus der Eifel haben noch eine andere Dimension.

Bald wird die Schuldfrage gestellt werden. Zunächst gibt es eine unumstößliche Tatsache: Regenereignisse dieser Dimension mit großflächigen Mengen von mehr als 60, teilweise mehr als 130 Litern je qm können nicht ohne riesige Schäden abfließen. Darauf kann man sich nicht vorbereiten. Darauf kann man das Gewässernetz nicht auslegen. Entsprechend dimensionierte Bach- und Flussbetten wären über die Jahre fast immer leer. 

Mit Ereignissen wie am Mittwoch konnte man bisher nur etwa alle 100 Jahre einmal rechnen. Fast alle Menschen würden es höchstens einmal in ihrem Leben erleben. Niemand von den heute Lebenden hat eine solche von der Natur ausgelöste Wassergewalt je erlebt. Vermutlich erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von Extremereignissen wie Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen in Zukunft. Es macht Sinn, Strategien zu entwickeln, wie man katastrophale Folgen am besten vermeidet. 

Ein wenig muss man den Ruhrverband hinterfragen. Die Aufgabe seiner Talsperren ist es, die Wasserversorgung der Ruhranwohner sicherzustellen (auch die in Menden), die Ruhr möglichst schiffbar zu halten und - darauf kommt es hier an - bei erheblichen Regenmengen Wasser durch freien Stauraum in den Talsperren festzuhalten und damit die Vorflut, letztlich Ruhr und Lenne, soweit das möglich ist, vor katastrophalem Hochwasser zu schützen. Das ist in den letzten Tagen nur sehr bedingt gelungen. Es gab kaum freien Stauraum in den Talsperren. Viel zu spät, erst am 13.07., hat der Ruhrverband damit begonnen, in großem Stil Wasser in die Flüsse abzugeben, um zumindest etwas Raum für die zu erwartenden Unwetterregen zu bekommen. 













Wie man an der Biggetalsperre sieht, war der Stauraum am 12. Juli noch fast voll belegt. Dann hat der Ruhrverband in Erwartung des vorhergesagten extremen Regens Wasser in das Flusssystem abgelassen. Bereits am 15.07. frühmorgens war der Stauraum durch den Regen zu 100 % gefüllt. Ein bisschen hat die Talsperre aufgehalten. Waren die Verantwortlichen nach den Erfahrungen der letzten Jahre zu sehr auf zu erwartende Dürre fixiert und haben ihren Auftrag, Hochwasserereignisse abzupuffern, für weniger relevant gehalten? Solche Fragen werden dem Ruhrverband sicher nicht nur von mir gestellt werden. Vielleicht gibt es plausible Antworten.


Menden heute:

Der Luftdruck ist zwar gestiegen. Der Ostteil des Englandhochs konnte die Stratusbewölkung über großen Teilen Deutschlands aber bei nördlichem bis nordwestlichem Wind noch nicht auflösen. So war des den ganzen Tag hochnebelartig bedeckt. Die Temperatur hat die 20-Grad-Marke nicht erreicht. Bis auf etwas Regen heute Nacht blieb es trocken.

Tageshöchsttemperatur: 19,6 °

Tagestiefsttemperatur: 15,5 °

Sonnenscheindauer: 0 Minuten

Regen: 1,0 mm

Hönnepegel um Mitternacht: 100 cm, Tendenz weiter fallend.

Der Rhein bei Köln dürfte mit 803 cm fast seinen Höchststand erreicht haben.


Entwicklung:

Das für unser Katastrophenwetter mit verantwortliche Höhentief zieht von Süddeutschland nach Italien und löst sich dort auf. Wir gelangen zunächst in 5 km Höhe unter einen Höhenkeil, der aber am Montag durch einen nicht sehr starken Höhentrog abgelöst wird. 

Samstag: Das Bodenhoch dehnt sich von Holland her nur sehr behutsam nach Osten aus. Im Laufe des Vormittags sollte sich die Sonne gegen die von Nordwesten hereindriftenden mittelhohen Wolken durchsetzen. Dann bekommen wir einen schönen Sommertag mit leichtem bis mäßigem nördlichen Wind und nach frühmorgens 15 ° einer Höchsttemperatur von 25 °.

Sonntag geht es ähnlich weiter. Im Vorfeld einer über der Nordsee verlaufenden Kaltfront fließt etwas kühlere Luft zu uns. Es ist heiter bis wolkig, trocken und warm. Nachts 13 °, nachmittags 23 °.

Montag überquert uns vormittags die wenig wetterwirksame Kaltfront. Es ist wolkiger und kühler. Regen fällt aber nicht. Nachts 13 °, nachmittags 20 °. 

Dienstag hat der Keil des umfangreichen nordostatlantischen Hochs wieder das Sagen. Es ist heiter bis wolkig, trocken und bei nordnordwestlichem Wind nur mäßig warm. Nachts nur 10 °, nachmittags 19 ° bis 20 °.


Glaskugelbereich: 

Mittwoch und Donnerstag bleibt es unter Hochdruckeinfluss heiter bis wolkig, trocken und schwach windig. Ab Donnerstag wird es wohl deutlich wärmer. Das Hochwasser ist abgelaufen, die Uferbereiche sind wieder abgetrocknet. Die Schäden sind jetzt in vollem Maße sichtbar. 






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