Dienstag, 19. Juli 2022

19. Juli 2022

 Der Hitzetag:

Heute können wir den zweitwärmsten Tag seit meinem Messbeginn 1972 registrieren: 38,4 °.

Der Menden-Rekord liegt seit 25.07.2019 bei 39,5 °. An diesem Tag wurden auch in Duisburg und Tönisvorst die Deutschen Hitzerekorde aufgestellt: 41,2 °.

Heute war Duisburg mit 39,1 ° erneut wärmster Ort in NRW und wohl auch in Deutschland.


Kaltluftschneise:

Dieser Begriff wird in den nächsten Wochen wieder häufig gebraucht werden. Denn die Städte sollen sich gegen die zu erwartenden Hitzewetterlagen wappnen.

In Menden war in den letzten Jahren hin und wieder vom Erhalt einer Kaltluftschneise aus der Waldemei in die Innenstadt die Rede. Bei der Standortwahl des neuen Hallenbades und einer Sporthalle auf dem Gelände des ehemaligen Gisbert-Kranz-Sportplatzes ist der Kaltluftfluss einer der Abwägungsfakten. Und nicht der unwichtigste.

Worum geht es?

Bei relativ windstillen Sommerwetterlagen, wie wir sie in den letzten Tagen in Menden vorfanden, entwickelt sich ein Tal-/Bergwindsystem.

Bereits einige Stunden nach Sonnenaufgang setzt leichter Talwind ein. Die höher gelegenen Stadtteile werden von der schräg einstrahlenden Sonne stärker erwärmt als die Stadtmitte. Die erwärmte und damit leichte Luft gleitet an den Hängen hinauf in höhere Regionen. Später wird die Stadtmitte am wärmsten und der Prozess der Talwinderzeugung verstärkt sich.

Etwa eineinhalb bis zwei Stunden nach Sonnenuntergang beginnt die Zeit des Bergwindes. Auf den Höhen und vor allem im Wald kühlt die Luft deutlich schneller ab als in der Stadt. Ich kann bei mir am Hang des Kapellenberges fast die Uhr danach stellen, wann der Bergwind einsetzt und wir auf der Terrasse einen Pullover brauchen. Der Bergwind fließt bei relativ ungestörtem Abfluss etwa mit 0,5 m/sec in die Stadt. Er ist ein Lebenselixier. Die Hitze der Stadt fließt langsam mit dem Tal der Hönne in Richtung Fröndenberg ab. 

Der ungestörte Abfluss von den Bergen in die Stadt ist für das Stadtklima maßgeblich. Wir haben das Glück, dass Menden von Bergen umgeben ist - mit einer Ausnahme: Nach Norden öffnet sich die Stadt ins Ruhrtal. 

Die wichtigsten Wege des Bergwindes in die Stadt werden Kaltluftschneisen genannt. Sie sind in den Klimagutachten aller Städte besonders markiert. Erst seit einigen Jahren wird ihnen die Beachtung geschenkt, die sie verdienen. Auch heute werden sie bei Gebäudeplanungen oft nicht so richtig ernst genommen. Gebäude dürfen sich dem Bergwind nicht in den Weg stellen.

Bei Wetterlagen wie jetzt im Juli verhindern die Kaltluftströme oft tropische Nächte. Heute dürfte das vielleicht nicht gelingen. Dennoch: Der Bergwind setzt gerade (23 Uhr) ganz sacht ein. Mein Thermometer an der Grundstücksgrenze zum Berg zeigt 24,6 ° an, mein "Masterthermometer" auf der Wiese noch 26,6 °. 

Eine Stunde später um Mitternacht zeigen die Thermometer 23,3 ° und 25,4 ° an. Der Bergwind ist an der Haut spürbar.


Menden heute:

Zwischen einem Hoch über Osteuropa und einer Tiefdruckrinne über Westeuropa floss in breitem Strom Heißluft afrikanischen Ursprungs auch nach Westdeutschland. Sie führte zu vielen neuen Temperaturrekorden vor allem in England. In Deutschland wurde die 40°-Marke knapp nicht erreicht. Den ganzen Tag schien die Sonne vom wolkenlosen Himmel.

Tageshöchsttemperatur: 38,4 °

Tagestiefsttemperatur: 17,8 °

Tagesmitteltemperatur: 28,0 °

Sonnenscheindauer: 14:53 Stunden

Regen: 0 mm


Entwicklung:

Mittwoch: Eine Konvergenz, in deren Bereich Luft gegeneinander strömt und die üblicherweise für kräftige Schauer sorgt (die Luft wird zum Aufsteigen gezwungen), zieht vormittags über uns hinweg. In der trockenen Luft werden sich kaum Wolken bilden. Es ist also meist heiter und die Temperatur geht wieder rasch auf 30 ° hoch. Etwa ab 17 Uhr kommen Wolken einer Kaltfront auf und abends werden zum Teil kräftige Schauer und eventuell auch Gewitter erwartet. Frühmorgens 19-20 °, nachmittags 32 °. Obwohl es deutlich kälter als am Dienstag ist, fühlt sich die Luft nachmittags wegen des höheren Taupunkts und damit höherer relativer Luftfeuchtigkeit unangenehmer an.

Donnerstag zieht das Tief von der Nordsee nach Skandinavien. Im Laufe des Tages überquert uns eine weitere Kaltfront. Je nach Modell gibt es Schauer oder Gewitter bis vormittags oder auch bis kurz nach Mittag. Dann ist es wechselnd wolkig. Wir erleben einen Temperatursturz von etwa 10 °. Nachts 18 °, nachmittags 22 °. Es könnte tatsächlich einiges an Regen herunterkommen.

Freitag heitert es unter einem schwachen Zwischenhochkeil zeitweise auf. Abends kommen hohe Wolken eines kleinen Tiefs über Frankreich zu uns. Es bleibt aber trocken. Bei schwachem Nordwind nachts 13 °, nachmittags 23 °.

Samstag: Nachts zieht das kleine Tief mit Schauern vermutlich südlich an uns vorbei. Am Tag ist es unter Hochdruckeinfluss heiter bis wolkig und trocken. Nachts 12 °, nachmittags 23 °. Schwacher Nordwestwind.


Glaskugelbereich:

Sonntag liegt ein Hoch unmittelbar über Deutschland. Es zieht dann langsam ostwärts und wir kommen in einen kaum wetterwirksamen Trog. Sonntag scheint die Sonne vom oft wolkenlosen Himmel. Montag kommen ein paar Wolken auf. Regen gibt es nicht. Sonntag 28 °, Montag wohl wieder über 30 °.




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