Freitag, 14. August 2020

13. August 2020

 Klimakrise:

Covid-19 hat alles in seinen Bann geschlagen. Kein Ereignis der letzten Jahrzehnte hat so deutlich gemacht, wie machtlos wir gegen Krisen sind, mit denen wir nicht umzugehen gelernt haben. Weil sie mit unseren zivilisatorischen Gegenmaßnahmen nicht zu stoppen sind - zumindest zunächst nicht. Wir haben aber die begründete Hoffnung, dass Impfstoffe und Medikamente gefunden werden, die das Virus beherrschbar machen. 

Eine ähnliche Situation steht uns schon sehr bald mit den Folgen des stetigen Anstiegs der Temperatur ins Haus. Nur gibt es dagegen keinen Impfstoff und kein Medikament. Die Katastrophen werden über uns kommen, ohne dass wir dann noch viel dagegen tun können. 

Was wir zurzeit in Deutschland erleben, sind unscheinbare Vorboten. Temperaturen jenseits der 40 Grad in NRW werden bald jedes Jahr vorkommen. Dürren, Wassermangel, Missernten, Waldprobleme, Todesfälle durch Hitze und Schwüle - alles das haben wir bereits. Das ist aber erst der Anfang. 

Mark Lynas hat in seinem Buch "The last warning: Six degrees climate emergency" Szenarien beschrieben, die den wissenschaftlichen Erkenntnissen von heute entsprechen, über die wegen ihres Horrors Wissenschaftler aber selten schreiben. (Rezension von Bill McKibben, übersetzt in "J21")

Die These, dass wir auf der Nordhalbkugel durch die Klimaveränderungen uns bereits jetzt jedes Jahr 17 km südwärts bewegen, dürfte aufgrund der vorliegenden Daten kaum groß zu bestreiten sein. Das sind 0,5 mm pro Sekunde. Ein Förderband. Wo würde Menden in 20 Jahren liegen? Ziemlich genau dort, wo jetzt Straßburg liegt. Straßburg hätte das Klima, das jetzt Turin hat. Was mit Italien und Spanien geschieht, kann man kaum aussprechen: Weite Teile bekommen Wüstenklima. Bestimmt noch nicht in 20 Jahren, aber bald darauf.

Etwa 2025 müssen wir bei einer Fortsetzung der gegenwärtigen Erwärmung mit einem Anstieg der globalen Temperatur von 1,5 ° gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter rechnen. Das hört sich zunächst nicht so gewaltig an. Aber bei 2 ° Erwärmung ist der nordatlantische Eisschild endgültig verloren. Was bedeutet das für die Küstenstädte? Man mag es sich nicht ausdenken. Allein die notwendigen Deichprojekte für die großen Städte der amerikanischen Ostküste kosten so viel Geld, dass  wir damit ganz kurzfristig alle Klimaschutzmaßnahmen ergreifen könnten, die beispielsweise Fridays for Future fordern. 

Und was machen wir? Um es mal auf den Punkt zu bringen: Wir machen schon eine ganze Menge. Der Ausstoß von CO2  geht in Deutschland zurück. In vielen Ländern ist das so. Ihre Volkswirtschaften profitieren von dem technologischen Fortschritt und dem positiven Image.  Andere Länder, vor allem die USA und China, bleiben auf höherem Niveau als in den Jahren zuvor. 

Die Programme gehen aber nicht weit genug. Genau so wie wir gezwungen werden, Masken zur Verhinderung einer weiteren Ausbreitung von Covid-19 zu tragen, müssen wir gezwungen werden, klimafreundlicher zu leben. Ob es uns passt oder nicht.

Wer sich die zögerliche Einführung und Steigerung der CO2-Abgabe in Deutschland ansieht, könnte meinen, wir hätten noch unsäglich viel Zeit. Haben wir aber nicht. Nur sind die heute Verantwortlichen zum großen Teil verstorben, wenn unsere Enkel die Suppe ausbaden müssen. Besonders blamabel ist es, dass es der Bundestag erst vor einigen Monaten wieder abgelehnt hat, Tempo 130 auf Autobahnen einzuführen. Welches Signal geht von diesem Beschluss aus?

Das Virus hat vielen zu Denken gegeben. Wir sind ziemlich hilflos gegen die Natur. Militär, Geheimdienste, modernste Weltraum-Technologien, künstliche Intelligenz, alles nutzlos. Bis die Wissenschaft die  Rettung bringt. Das wird sie bei dem Virus können. Aber nicht beim Klima. Ihre Warnungen aufgrund lange feststehender und tausendfach veröffentlichter Erkenntnisse wurden verdrängt oder missachtet. Wird sich das nach Covid-19 ändern? Haben wir endlich gemerkt, dass es sinnvoll ist, auf die Wissenschaft zu hören?

In den nächsten Tagen werde ich einige Daten zusammentragen, die allesamt zu Denken geben. Hier ist schon mal ein Diagramm, das die Meereisausdehnung der Arktis dokumentiert. Es erläutert sich von selbst. Hier liegen die Gründe für die Verlangsamung und nachlassende Stärke des Jetstreams. Sie soll dafür verantwortlich sein, dass die Wetterlagen weniger schnell ändern als früher.


Menden heute:

Acht Tage hintereinander mit einer Höchsttemperatur von 30 ° oder mehr. Das ist schon ein Pfund. Weder 2018 noch 2019 hat es eine solche Serie gegeben. Leider kam heute zur Hitze wieder auch die Schwüle hinzu. Heute Abend beim Aufzug des Gewitters lag der Taupunkt bei 20 °. Das ist tropisch.

Das Gewitter heute Abend stand vor der Tür. In Fröndenberg hat es 4 mm geregnet, in Bösperde 2 mm. In der Stadtmitte und hier Am Kapellenberg blieb es trocken. Leider, muss man sagen. 

Verantwortlich für die gewittrige Wetterlage war heute ein ziemlich umfangreiches Tief mit Kern über Frankreich. In seinem Herrschaftsbereich war es feuchtheiß. Nur im Norden und Nordosten Deutschlands regierte das Skandinavienhoch bzw. das, was noch von ihm übrig war. Hier lagen die Taupunkte meist unter 16 °. Es war sonnig. Herrliches Wetter.

Bei uns wechselten sich nach stark wolkigem Tagesbeginn - es gab sogar einige versprengte Regentropfen - Sonne und Wolken ab. Heute Abend schaltete der DWD wieder Unwetterwarnungen für Menden. Der Himmel im Norden wurde tatsächlich ziemlich schwarz. Es blitzte und donnerte.

Tageshöchsttemperatur: 31,9 °

Tagestiefsttemperatur: 20,1 °

Tagesmitteltemperatur:24,7 °

Sonnenscheindauer: 5:35Stunden

Regen: 0 mm  (Düsseldorf 24,3 mm, Kleve 23,0 mm, Werl 10,0 mm)


Entwicklung:

Freitag bleibt uns die energiereiche subtropische Luftmasse erhalten. Wir befinden uns in einer Tiefdruckrinne, die von Irland über Deutschland zum Balkan verläuft. Es bleibt potenziell gewittrig. Am Wetter ändert sich also wenig. Südwestlich von uns schiebt sich ein Azorenhochkeil nach Deutschland. Er könnte dämpfend auf die Gewittertätigkeit wirken. Ergebnis: wolkig mit Aufheiterungen. Vor allem Nachmittags nach Sonneneinstrahlung wird die Atmosphäre mit Wasser angereichert sein. Schauer und Gewitter sind angesagt. Auch in Menden? Kann niemand sagen. Nachts bleibt es warm. Jetzt um 0:55 Uhr messe ich 22,1 °. Frühmorgens 19 °, nachmittags 29 °. 

Samstag geraten wir an den Südrand der Tiefdruckrinne, die nach Osten zieht. Die Vorhersagemodelle sind sehr unterschiedlich. Ständige Schauerniederschläge im Wechsel mit Sonnenschein oder tagsüber eher niederschlagsfreies Wetter und abendlicher Regen. Es wird jedenfalls kühler. Morgens 17 °, nachmittags 26 °.

Sonntag haben wir die Lage der letzten Woche zurück: Hoch im Nordosten, kleines Tief über Frankreich und Belgien. Die Regenneigung ist ziemlich gering. Höchstens ein schwacher Schauer ist drin. Ansonsten haben wir einen freundlichen und wieder wärmeren Tag. Das Plus: keine Schwüle. Deshalb ist es frühmorgens auch nur 15 °. Nachmittags 29 °.

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